Treibhauspotenzial: NIU NQi-GT im Vergleich mit anderen Fahrzeugen

NIU NQi-GT an der Tankstelle - Bild @4drei.eins

Wie steht der Kraftvollste in der NIU E-Roller-Flotte (NQi GT) im Vergleich zu anderen Verkehrsmitteln da, wenn es um CO2 und andere Treibhausgase geht? Und zwar gemessen an den gesamten direkten und indirekten Emissionen im Lebenszyklus. Wir haben es analysiert. Vorneweg: Selbst das Flotten-Flaggschiff belastet das Klima um Faktoren weniger als vergleichbare Benzin-Motos oder Autos.

Wir waren neugierig. Die Klimadiskussion lässt niemanden kalt. Was nicht lärmt und stinkt, muss nicht harmlos sein. Unser Vergleichsobjekt, der NIU NQi-GT, benötigt keine klassische Tankstelle. Die Antriebsenergie stellen zwei Panasonic Lithium-Ionen-Akku-Packs à je 11 kg bereit. Sie werden an einer normalen Haus-Steckdose geladen und benötigen für eine 100-km-Fahrt ca. 3.5 kWh. Wir vergleichen die Maschine nachfolgenden auf zwei verschiedene Arten mit anderen Transportmitteln.

NIU E-Roller an Tankstelle

Vergleich 1: Co2-Äquivalent gemessen in Fahrkilometern

Die ersten Resultate der Analyse zeigen den NIU NQi-GT im Vergleich zu einem Fahrrad, E-Bike, herkömmlichen Benzin-Roller, Durchschnitts-Auto mit Verbrennungsmotor und durchschnittlichen E-Auto. Hier wird das Treibhauspotenzial der Fahrzeuge in ihrem Lebenszyklus verglichen (ohne Berücksichtigung der Anzahl Passagiere).

Abbildung oben: Zusammenfassung der CO2-Äuivalent-Werte verschiedener Individual-Transportmittel in Gramm pro km – über den gesamten Lebenszyklus gerechnet.

Abbildung oben: Dieselben Werte in Gramm pro km - aufgesplittet nach Verursachung.

Ein E-Roller des Typs NIU NQi-GT verursacht somit auf seiner Fahrt pro km viermal so viele Treibhausgas wie ein Velo und doppelt so viel wie ein E-Bike. Andererseits aber nur etwas mehr als ein Fünftel im Vergleich zum Benzin-Roller oder E-Auto und weniger als 10% eines durchschnittlichen Autos mit Verbrennungsmotor. In der Detail-Tabelle fallen bei E-Roller und E-Auto die hohen CO2-eq-Werte bei Herstellung und Entsorgung auf, die zu einem beträchtlichen Teil mit der Herstellung der Lithium-Ionen-Akkus zu tun haben. Dennoch verursacht ein Durchschnitts-Auto bereits in 3'300 km so viel CO2-eq, wie Herstellung und Entsorgung eines NIU NQi-GT generiert.

Vergleich 2: CO2-Äquivalent gemessen in Personenkilometern

Bei diesen Resultaten weiten wir das Spektrum auf zusätzliche Verkehrsmittel aus. Wir vergleichen nicht mehr die Fahrzeug-Kilometerleistung, sondern Personen-Kilometer. Die Berechnungen berücksichtigen, dass durchschnittlich 1.3 Personen auf einem Scooter und 1.6 Personen in einem Auto unterwegs sind. Dieser Ansatz lässt auch den Vergleich mit ÖV zu und dürfte generell aussagekräftiger sein für die Klimadiskussion.

Abbildung oben: Zusammenfassung der CO2-Äuivalent-Werte verschiedener Transportmittel in Gramm pro km – über den gesamten Lebenszyklus gerechnet und auf die durchschnittliche Anzahl Passagiere verteilt.

Abbildung oben: Dieselben Werte in Gramm pro km - aufgesplittet nach Verursachung.

Logischerweise hat also die höhere durchschnittliche Passagier-Zahl im Auto eine positive Auswirkung auf dessen Klimabilanz. Allerdings ist der Unterschied zwischen Auto mit fossiler Verbrennung und E-Roller immer noch frappant. Besonders aus der Detailtabelle lassen sich viele Aussagen ableiten:

  • Ein NIU NQi-GT ist 8.5x weniger schädlich für das Klima als ein durchschnittliches Auto mit Verbrennungsmotor.
  • Ein mittleres E-Auto verursacht deutlich weniger klimaschädigende Treibhausgase als ein durchschnittliches Motorrad mit Benzin-Antrieb – und sogar weniger als ein Benzin-Scooter.
  • Wer nur Zug fährt, belastet das Klima sogar weniger als ein Fahrradfahrer.
  • Ein E-Roller-Fahrer verursacht weniger Treibhausgase als ein durchschnittlicher ÖV-Nutzer.
  • Benzinbetriebene Motos sind im Verhältnis zu ihrem Gewicht unverhältnismässig belastend für das Klima.
  • Etc.

Datengrundlagen

Generell gründen die Berechnungen auf den Daten von mobitool, zu dessen Trägerschaft auch das Bundesamt für Umwelt gehört, wobei wir das Akku-Gewicht beim NIU NQi-GT an die Realität (2 x 11 kg) angepasst haben.

Die Daten von mobitool berücksichtigen das gesamte Treibhauspotenzial im Lebenszyklus. Also nicht nur die direkten Emissionen und nicht nur CO2, sondern alle Treibhausgase (z.B. auch Methan), die bei Herstellung, Betrieb, Wartung (z.B. Reifenwechsel) und Entsorgung anfallen. Das ist der Grund, weshalb wir anstelle von CO2 den Begriff CO2-eq (CO2-Äquivalent oder -Equivalent) verwenden.

Für die Ladung der E-Fahrzeuge haben wir nicht die Treibhausgas-Emissionen von Ökostrom zugezogen, sondern die des üblichen Schweizer Verbrauchermix. Für den fairen Vergleich zum Auto sind unterschiedliche Gesamt-Laufleistungen (Moto: 50'000 km | Auto: 150'000 km) eingerechnet. Obwohl diese Reichweiten für aktuelle E-Fahrzeuge mit einem Batterie-Satz kein Problem sein dürften, sind bei den E-Fahrzeugen 50% Batteriekapazität aufgerechnet (entspricht einem Ersatz der Batterie nach 2/3 der Laufleistung).

Wir hätten die Elektroroller besser aussehen lassen können und statt des NIU NQi-GT ein leichteres und schwächeres Modell aus der NQi- oder der MQi-Reihe nehmen können. Der Umkehrschluss: Alle anderen Modelle des Herstellers NIU stehen im Vergleich deutlich besser da als das Flaggschiff NQi-GT.

Fazit

Selbst wer mit einem zügigen E-Roller unterwegs ist, kann heute deutlich zur Reduktion der Treibhausgas-Emissionen beitragen. Zumindest, wenn der Roller viele Fahrkilometer von Verkehrsmitteln mit schlechterer Klimabilanz (wie Benzin-Scooter oder Auto mit Verbrennungsmotor) ersetzt. Und das ist bei E-Rollern – anders als bei den E-Tretrollern – erwiesenermassen die Normalität. Leistungsfähigere Batterien, klimaschonendere Herstellungsprozesse, Anwendung von Ökostrom und ausgereifteres Batterie-Recycling werden die Treibhausgas-Bilanz von E-Roller und E-Auto nochmals drastisch verbessern. Aber jetzt schon ist klar: E-Roller-Fahrer sind gut gerüstet für die Klimadiskussion und das Grinsen im Gesicht - bei der lautlosen Fahrt mit hohem Drehmoment und ohne Ausstoss von Dreck - kann ruhig noch ein bisschen breiter werden.

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Remo Fleischli | remo@mobilize.ch | +41 79 469 66 12

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